12. Oktober 2020Zukünftig mehr Kontakt und Austausch
Vor Kurzem fand die erste Begegnungsveranstaltung im Rahmen unseres Projekts statt. Wir hatten am 9. Oktober 2020 ins Mehrgenerationenhaus Eschershausen eingeladen, ehrenamtliche Helferinnen hatten zu diesem Anlass ein üppiges georgisch-tschetschenisches Buffet gezaubert. Unser Anliegen ist es, ältere Bürgerinnen und Bürger mit Geflüchteten in Kontakt zu bringen. Zina Ulubaeva und Reda Alreda vom Zentrum für Migration in Eschershausen hatten sich bereit erklärt, über ihre Fluchtgeschichten zu sprechen.
1995 schon kam Frau Ulubaeva aus Tschetschenien nach Deutschland, nachdem sie mit ihrer Familie nur knapp einem Brandanschlag auf ihre Wohnung entgangen war. In Deutschland hat die Familie Asyl aus humanitären Gründen gefunden. „Mittlerweile kann ich über meine Flucht sprechen, sie gehört zu meinem Leben“, sagt die Mutter von drei Kindern. In Holzminden, wo sie heute zu Hause ist, fühlt sie sich sehr wohl: „Ich möchte nicht woanders leben“. Herr Alreda kam 2015 aus Syrien nach Deutschland. Nach dem Studium ging er zunächst in den Libanon, um dem Militärdienst zu entkommen, über die Türkei weiter per Boot nach Lesbos und später von Athen über die Balkanroute zu Fuß nach Deutschland. „Als ich in München ankam, wusste ich, ich bin endlich frei“, sagt er. Über das Fußballspielen habe er sich integriert, das ging eigentlich ganz schnell, so Herr Alreda. Er findet es bereichernd, das Gute aus zwei Kulturen kombinieren zu können: „Ich bin inzwischen mit einer Deutschen verheiratet. Natürlich trinke ich mit meinem Schwiegervater mal ein Bier, aber genauso faste ich auch im Ramadan.“
Zwar war der Teilnehmerkreis bedingt durch die Infektionsschutzregeln wegen der Corona-Pandemie eher klein, aber vielleicht entstand gerade deshalb eine so herzliche Gesprächsatmosphäre. Gabriele Uerckwitz, Leiterin des Mehrgenerationenhauses, war darüber ganz erstaunt: „Normalerweise sitzen hier alle in Grüppchen zusammen, die sich sowieso schon kennen und es ist ziemlich laut. Ich fand es richtig gut, dass es heute so ruhig war und dass sich alle zugehört haben.“ Die Teilnehmenden aus der Umgebung hatten gleich ganz konkrete Ideen, wie das Mehrgenerationenhaus sich für Geflüchtete einbringen könne: „2015 hatten wir viele Veranstaltungen für die Geflüchteten im Ort, besonders für die Kinder. Ich wusste gar nicht, dass immer noch 90 Geflüchtete hier leben. Besonders wenn man sieht, wie schwer es den Frauen fällt, Zeit für das Deutschlernen zu finden, dann müsste man doch was machen. Wir haben hier zwei Handarbeitskreise, auch persönliche Patenschaften wären toll. Man kann sich hier treffen und muss ja nicht Aufgaben aus einem Buch machen.“ Frau Uerckwitz gab den beiden Mitarbeitenden des Zentrums für Migration auch gleich noch den Veranstaltungsplan für die nächste Zeit mit: „Den haben Sie gar nicht? Das ist ja seltsam.“ In Zukunft wird der Austausch nicht mehr in Vergessenheit geraten.