13. Juli 2022„Um sich zuhause zu fühlen, braucht es Zuwendung.“
Unzählige Male gehen Menschen am St. Elisabeth-Stift an der Eberswalderstraße im Prenzlauer Berg vorbei. Dabei bleibt vielen verbogen, dass sich hinter der Eingangspforte eine Cafeteria mit Garten sowie Bewohnerinnen und Bewohnern mit vielfältigen und von Migration geprägten Lebensgeschichten befinden. Am 13. Juli kamen dort drei geflüchtete Menschen und eine Gruppe aus 15 Seniorinnen und Senioren bei Kaffee und Kuchen zusammen. „Wir sind hier, um unsere Geschichte zu erzählen und Deutsch zu üben“, sagte Asmaa Hweja in einem ernsthaften, aber dennoch lächelnden Tonfall. Sie ist vor 6 Jahren aus Syrien geflüchtet. Als sie erzählt, wie sie ihre Dokumente mit Plastik an ihrem Bauch befestigte und mit ihren Kindern in einem Boot übers Wasser flüchtete, laufen ihr Tränen übers Gesicht. Die Seniorinnen und Senioren drücken ihr Mitgefühl durch Kopfschütteln und bestärkende Worte aus. Islam Arbo ist im Zuge des Familiennachzugs aus Palästina nach Deutschland gekommen, was bedeutet, dass er im Gegensatz zu den beiden andere zurückkehren kann. Eine Bewohnerin fasst es jedoch passend zusammen: „Das Land, aus dem man geflüchtet ist, ist nie das gleiche, wenn man zurückkehrt, es ist ein anderes geworden, auch die Menschen haben sich verändert“. Islam Arabo ist Journalist und erzählt von der Herausforderung, Deutsch zu lernen. Die Anwesenden sind sich einig, dass Sprache der Schlüssel zu einer Kultur ist und gleichzeitig eine große Herausforderung darstellt. Es sei nicht einfach, deutsche Freunde zu finden, berichtet Ali Abo Radhed. Er floh aus dem Irak, konzentriert sich zurzeit wie Islam Arabo auf seine Deutschkurse und möchte danach im Marketingbereich arbeiten. Die drei sagen, dass Berlin ihr zuhause ist. Es ist ihr zuhause, weil sie hier in Sicherheit sind und Zukunftsaussichten haben. Das Treffen ist nicht nur ernst: die Seniorinnen und Senioren finden die Vorstellung, dass es in Syrien keine Post gibt, äußerst ungewöhnlich. Sie lachen, weil sie sich nicht vorstellen können, wie das funktionieren soll. Asmaa Hweja sagt hingegen, sie versteht nicht, warum sie hier so viele amtliche Briefe erhält, ging es davor ihr ganzes Leben auch ohne.