22. März 2022„Sowas braucht drei Dinge: Mut, Kraft und Herz“
Das Programm des Seniorenbüros Nord auf dem schönen Gelände des GeyserHaus e. V. in Leipzig ist vielseitig: Seine Besucherinnen und Besucher nehmen an Englisch‑, Computer- und Smartphonekursen teil oder treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Frühstück und Kulturveranstaltungen. Zusammen mit Nadja Niebrügge hatten wir am sonnigen Nachmittag des 22. März zu einer Gesprächsrunde zwischen Seniorinnen und zwei Gästen eingeladen, die von ihrer Flucht aus Syrien sowie ihrem Ankommen und Bleiben in Deutschland berichteten. „Mit welchem Gefühl verlässt man seine Heimat und wie findet man sich in der neuen zurecht?“ hatten sich die Seniorinnen gefragt. Maha und Ahmad, die vor knapp sieben Jahren aus Syrien nach Deutschland kamen, freuten sich über das Interesse und begannen, von ihren persönlichen Erfahrungen zu erzählen. Gemeinsam mit ihrem damals 17-jährigen Sohn kam Maha über die Türkei und Griechenland und viele weitere Stationen zu Fuß, in überfüllten Bussen und kaputten Booten nach Deutschland. Hier lebte sie zunächst in Dortmund, Chemnitz und Torgau, bis sie schließlich in Leipzig landete. Eine Wahl hätten sie eigentlich nicht gehabt, berichtete sie. Trotzdem führe sie hier nun ein glückliches Leben.
In entspannter Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen wurden Klischees unter die Lupe genommen, Vorurteile abgebaut und Gemeinsamkeiten entdeckt. Die Seniorinnen und Geflüchteten erinnerten sich gemeinsam an ihre Vergangenheit in Syrien und der DDR. Viele habe sich seither für sie verändert und es bedürfe Mut, Kraft und Herz, um sich anderswo zurecht zu finden. Die Damen aus dem Seniorenbüro zeigten große Bewunderung und Herzlichkeit für ihre syrischen Gäste, die sie mit offenen Armen und viel Neugierde empfingen. „Ich habe Freunde gefunden und mich gut integriert“, meint Ahmad, der hervorragend Deutsch spricht, Arbeit als Hilfswissenschaftler gefunden hat und an der Universität Halle Wirtschaftsinformatik studiert, „aber ich habe Heimweh.“ Für ihn steht fest: Sobald es geht und Frieden in seiner Heimat herrscht, möchte er nach Syrien zu seiner Mutter und seinen Brüdern zurückkehren. Ihm gefalle es in Leipzig und er sei sehr dankbar für die gute Ausbildung und die Hilfe, die er erhalten habe. Trotzdem sei das Leben ein ganz anderes. „Ich bin für immer ein Syrer – wenn ich nicht zurückkehre und mein Land wieder ausbaue, wer sollte es dann tun?“ Maha hingegen ist noch unentschlossen: „Mein Zuhause ist da, wo mein Sohn ist. Er entscheidet, wie es nach seinem Studium weitergeht.“ Sie selbst suche noch nach einer guten Arbeitsstelle und habe noch nicht so viele Kontakte zu Deutschen. Umso schöner, dass sie das Gespräch mit einer Einladung zum nächsten Frühstückstreff im Seniorenbüro verlässt.