22. September 2021„Eine starke Frau!“ – Auf den Spuren von Paula Tobias
September 2021… Endlich konnte unsere erste Veranstaltung des Teilprojekts „Entdecken“ in diesem Jahr stattfinden, in Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus Eschershausen e. V. und dem Zentrum für Migration des Landkreis Holzminden. Nachdem die Veranstaltung 2020 aufgrund der Corona-Pandemie leider abgesagt werden musste, waren alle Beteiligten gespannt und voller Freude auf das persönliche Kennenlernen und den gemeinsamen Austausch in gemütlicher Atmosphäre mit Köstlichkeiten aus der ganzen Welt. Zur Eröffnung der Veranstaltung warf unsere Referentin Lisa Beisel die Frage in den Raum, was Demokratie für jede Einzelne hier bedeute. Die teilnehmenden Frauen griffen diese Frage sehr positiv auf und öffneten sich schnell, teilten sehr persönliche und teils emotionale Geschichten aus ihrem eigenen Leben, welche allesamt den Wert von Freiheit in seinen unterschiedlichsten Facetten betonten. Interessiert folgten sie dem historischen Abriss, zogen teils Vergleiche zur Geschichte ihrer eigenen Herkunftsländer. So war auch ein gegenseitiges Lernen geboten – während unsere Referentin mit der Geschichte des Nationalsozialismus nur aus der Schule, dem Studium und oder etwa aus zahlreichen Büchern vertraut war, kamen die Teilnehmerinnen mit den Auswirkungen eines diktatorischen Systems hautnah in Berührung. Der Mut die eigene Freiheit zu wählen und danach zu streben verdient, insbesondere durch die Offenheit und Stärke, welche jede Einzelne an den Tag legte, Bewunderung und Anerkennung. Eine Gruppe starker Frauen, braucht möglicherweise keine Vorbilder mehr, aber vielleicht doch Gleichgesinnte. Aus diesem Grund wählten die Kooperationspartnerinnen als Exkursion wohl bewusst eine Reise ins Weserrenaissance Schloss Bevern. Dort begaben wir uns gemeinsam auf die Spuren von Paula Tobias: Als erste praktizierende Ärztin im Braunschweiger Land leistete Paula Tobias während des Ersten Weltkrieges die medizinische Versorgung der Region Kreiensen. Paula Tobias leitete ein Lazarett und bildete Pflegerinnen aus; ebenso unterstütze sie durch die von ihr eingerichtete Mütterberatung Frauen bei der Säuglingspflege. Ab 1928 eröffnete sie mit ihrem Mann eine Gemeinschaftspraxis im Raum Bevern. Konfrontiert mit Ausgrenzung und Berufsverbot, forderte die Jüdin gegenüber bekennenden Nationalsozialisten ihre Anerkennung als Deutsche. 1935 emigrierte sie mit ihrer Familie nach Amerika und arbeitete dort als Krankenschwester.