23. September 2021„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – Recht und Freiheit als höchster Wert
Ein weiterer Zwischenstopp auf der Workshop-Reise durch Niedersachsen fand im Begegnungszentrum AWiSta Fredenberg statt. Nach gemeinsamer Vorbereitung hatten Gülcan Dia, Mitarbeiterin des AWiSTA, und unsere Referentin Lisa Beisel den Veranstaltungstag sorgfältig miteinander für die zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AWiSta, als eine Art Schulung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, geplant. Dementsprechend wurde der typische Workshop-Charakter in diesem Fall „zuhause“ gelassen und ein intensiver Austausch über die Bedeutung von Grundrechten, System- und Ländervergleiche und das Teilen ganz persönlicher Lebensgeschichten ergab sich fast, wie von selbst. Die Teilnehmenden erkannten viele Verbindungen zum Leben in der Deutschen Demokratischen Republik. „Diese Repression durch den Staat, die erleben wir heute noch und immer wieder“, äußerte sich einer der Teilnehmenden. Überwachungsmonitore, wie damals die Stasi, manipulierte Wahlen oder auch Reisebeschränkungen sind den meisten Teilnehmenden nicht unbekannt – dadurch geprägte Unsicherheiten begleiten sie bis heute, stimmten sie überein. Umso wichtiger ist es sich an der aktiven Gestaltung der Demokratie zu beteiligen, für ein solidarisches Miteinander. Nicht nur die deutsche Geschichte nach 1945 lehrt uns dies, auch die Verbrechen der Nationalsozialisten standen im Zentrum der Diskussion. Die Frage nach der Botschaft der Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus, welche bis heute währt und fortwährend in der deutschen Erinnerung präsent ist, mündet in einem genaueren Blick in unser Grundgesetz. „‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‚- Genau das habe auch ich nach meiner Ankunft in Deutschland gespürt!“, fügte ein Teilnehmer der abschließenden Diskussion hinzu. Nach einem gemeinsamen Mittagessen folgte dem Workshop eine Exkursion in die Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel, welche noch einmal genauer veranschaulichte, wie sich die NS-Schreckensherrschaft regional niederschlug. Der historische Ort des ehemaligen Strafgefängnisses Wolfenbüttel thematisiert die Geschichte von Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus. Der thematische Schwerpunkt des Erinnerungsortes steht für die Verfolgung im Namen des Rechts. Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs war das Strafgefängnis die zentrale Haftanstalt im ehemaligen Freistaat Braunschweigs und Bestandteil eines vernetzten Systems, das weit über die Reichsgrenzen hinausreichte. Heute ist die Gedenkstätte eingebettet inmitten des Sicherheitsbereichs der JVA Wolfenbüttel. Die Verbindung aus Vergangenheit und Gegenwart lassen Fragen der Geschichte an das hier und heute entstehen und ebenso umgekehrt.