16. Dezember 2021Im Gespräch mit Geflüchteten in Eisenhüttenstadt
Als Raef El-Ghamri 1986 als Sohn eines Ägypters und einer Deutschen nach Deutschland kam, hatte er viele Hoffnungen. Mit dem Ziel, die Bundesrepublik zu verlassen, sei er 2015 desillusioniert aus Bayern nach Brandenburg – genauer nach Frankfurt/Oder – gekommen, erzählt er. Vor dem Hintergrund der „Flüchtlingskrise“ entschied er sich jedoch zu bleiben und arbeitet seither u. a. als Dolmetscher. Herr El-Ghamri unterstützte uns bei der Gesprächsrunde für Seniorinnen und Senioren am 15. Dezember in den Räumen der Volkssolidarität in Eisenhüttenstadt. Auf Seiten der Geflüchteten war das Interesse an einem Dialog mit den älteren Bürgerinnen und Bürgern besonders groß. Sich kennenlernen und austauschen, lautete das Ziel der nachmittäglichen Veranstaltung, und so stellte sich jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer zu Beginn kurz vor. So berichtete z. B. Molham Obied, dass er seit einem Jahr in Deutschland lebt und er mit Hilfe der Vereinten Nationen aus der Türkei in die Bundesrepublik gereist sei. Zur Integration gehöre es auch, die deutsche Sprache zu lernen; mit Deutschen regelmäßig zu sprechen, erleichtert den Prozess und hilft, meint der 36-jährige Syrer. Morro Saneh ist aus Gambia geflohen, erzählte von seiner Überfahrt über das Mittelmeer, die für ihn im Koma in einem italienischen Krankhaus endete. Besorgt verfolgt er die aktuellen Entwicklungen rund um die Wahlen in dem kleinen westafrikanischen Land. Mehr als drei Stunden nach Beginn der Veranstaltung, die Sonne war längst untergegangen, gehörte zu einer der letzten Fragen, ob die syrischen Geflüchteten wieder in ihre Heimat und zu ihren Familien zurückkehren würden, wenn sie die Möglichkeit hätten. Alle waren sich einig: Sie möchten in Deutschland bleiben – insbesondere für ihre Kinder, die hier aufwachsen, die deutsche Sprache lernen und eine sicherere Zukunft haben als im Heimatland ihrer Eltern und Großeltern. Eine gelungene Gesprächsrunde, gerne öfter, so das Fazit der Teilnehmenden. „Und bei der nächsten Veranstaltung ändern wir die Sitzordnung und mischen noch mehr durch“, lautete der Wunsch der Seniorinnen und Senioren. Sven Meisel von der Volkssolidarität zog ein positives Fazit: „Wir haben eine kurzweilige Veranstaltung erlebt, die die Fragen aller Beteiligten berücksichtigt hat und für den Moment keine Antworten schuldig geblieben ist. Es war eine offene und angeregte Diskussion unter leidenschaftlichen Menschen, denen der Bestand und die Entwicklung einer funktionierenden Gemeinschaft sehr wichtig ist.“