6. Dezember 2021Angekommen in Torgelow
Erstmals waren wir mit unserem Projekt in Mecklenburg-Vorpommern. In Torgelow nahe dem Stettiner Haff hatten wir gemeinsam mit Wioletta Fial von der Migrationsberatung der Volkssolidarität Uecker-Randow e. V. zu einer Gesprächsrunde in das Mehrgenerationenhaus eingeladen, um einen Impuls für weitere Treffen zu setzen. Interessiert hörten die Seniorinnen und Senioren unseren Gästen zu. Ein älterer Herr erklärte, er habe sich ganz kurzfristig entschlossen, an der Veranstaltung teilzunehmen, weil er wenig über Geflüchtete wisse. Viele Informationen würde er nur aus den Medien bekommen; quasi „aus erster Hand“ etwas über Geflüchtete zu erfahren, das sei sein Wunsch. Herr Hawjawi, Herr Sheikh Ahmed und Herr Moosavi berichteten über ihren langen und beschwerlichen Weg nach Deutschland – aus dem Iran oder Syrien über die Türkei, Griechenland, Serbien und viele andere Länder. Bevor Herr Hawjawi nach Deutschland kam, war er knapp zwei Jahre in den Niederlanden, erzählte er. Doch die dortigen Regelungen für Geflüchtete erlaubten es ihm weder die Sprache zu lernen noch einen Beruf auszuüben. Unter diesen Bedingungen sah er dort für sich und seine Familie keine Zukunft. Heute engagiert er sich ehrenamtlich als Sprachmittler in Torgelow und hofft darauf, in Deutschland bleiben und bald arbeiten zu dürfen. Er kannte Herrn Sheikh Ahmed aus einem Sprachkurs und Herr Moosavi, der erst vor knapp einem Jahr nach Deutschland gekommen ist, ist sein Nachbar. Danach gefragt, ob er wieder nach Syrien zurückkehren würde, erzählte Herr Sheikh Ahmed über seine Heimatstadt nahe der Grenze zur Türkei. Der Krieg hat dort seine Spuren hinterlassen. Sein Haus ist zerstört. In seine Heimat zurückzukehren, sei für ihn und seine Familie nicht möglich. Die Berichte der Geflüchteten weckten bei einem Senior Erinnerungen an die eigene Familiengeschichte – an die Flucht der Großeltern zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Erst sehr spät seien sie in der Lage gewesen, über das Erlebte zu berichten. Vor diesem Hintergrund wünschte er sich mehr Austausch mit Geflüchteten, auch über die Fluchterfahrungen der Eltern und Großeltern von deutschen Bürgerinnen und Bürgern.