26. Oktober 2020DDR-Geschichte vor Ort
Die zweite Veranstaltung unseres Teilprojektes „Entdecken“ fand am 23. Oktober 2020 in Kooperation mit dem Verein Women for Common Spaces e. V. im Rahmen seines Programms „Young female leaders“ statt, das sich an junge Frauen mit Flucht- und Migrationshintergrund richtet. Ziel ist des Programms ist der Aufbau eines lokalen Netzwerkes von jungen Frauen, um ihre Führungskompetenzen in sozialen und politischen Bereichen zu stärken. Gemeinsam besuchten wir den Lernort Keibelstraße, eine ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Volkspolizei der DDR im Gebäudekomplex der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Der Lernort, in unmittelbarer Nähe zum Alexanderplatz in Berlin, stellte uns für den Workshop auch seinen Seminarraum zur Verfügung. Die jungen Frauen erhielten von Lisa Beisel Informationen über die Geschichte Deutschlands – vom Kriegsende 1945 bis zur Wiedervereinigung 1990 –, die für die Syrerinnen nahezu unbekannt war. Im Gespräch zogen sie Parallelen zwischen den Entwicklungen in ihrem Heimatland Syrien und in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR): scheinbare Rechte, gefälschte Wahlen und Repression als Teil der Lebenswirklichkeit vieler Bürgerinnen und Bürger. Bei Betrachtung der Wahlergebnisse in der DDR, mit fast 100 Prozent an Ja-Stimmen für die Einheitslisten der Nationalen Front, lachten die Frauen laut auf. Unbekannt waren ihnen solche Ergebnisse nicht; viel zu oft hatten sie ähnliche Wahlergebnisse in Syrien ernüchternd zur Kenntnis nehmen müssen. Dort gehe man zwar nicht zum „Zettelfalten“, wie der Urnengang in der DDR genannt wurde, eine Auswahl an Parteien sei allerdings auch nicht gegeben. Umso mehr betonten sie den hohen Wert von Meinungs- und Informationsfreiheit.